Immobilienmarkt auf den Kanarischen Inseln am Boden

Es ist nicht nur die Zahl der Verkäufe, die den Experten aus der Wohnungswirtschaft Sorgen bereitet. Ebenfalls sorgen sie sich um die Preise, die weiterhin so zuverlässig zerbröseln wie schlechter Beton. Vor fünf Jahren musste man noch durchschnittlich 160.405 Euro für eine Wohnung auf den Kanarischen Inseln berappen. Im ersten Quartal 2013 waren es im Mittel gerade noch 114.363 Euros, die auf das Konto des Verkäufers wandern. Wer jetzt seine Immobilie verkaufen will oder muss, kann kaum noch auf einen guten Preis hoffen. Preise, wie sie einst in den Jahren des Booms zu erzielen waren.

In einigen Regionen der Inseln ist der Preisverfall besonders stark zu beobachten. Auf Teneriffa etwa fällt in der von Tourismus geprägten Gemeinde Adeje der Wertverlust von Immobilien besonders drastisch aus. Vor einigen Jahren betrug hier der durchschnittliche Quadratmeterpreis für eine Wohnung oder ein Haus noch 2.197 Euro. Heute erzielt man für die gleiche Immobilie nur noch 1.490 Euros pro Quadratmeter. Nicht ganz so schlimm von den erodierenden Preisen ist die Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife betroffen. Doch auch hier fiel der Preis um 586, nämlich auf 1.301 Euro. Am günstigsten kommt man derzeit in La Laguna ein neues Zuhause. Hier, wo man auch in der Vergangenheit nie die schwindelerregenden Preise des Südens erreicht hat, muss man lediglich 1.097 Euro auf den Tisch legen.

Verkaufszahlen sinken deutlich

Wie stark die Verkaufszahlen eingebrochen sind, wird deutlich an den gemeldeten Besitzerwechseln in der Provinz Gran Canaria. In den ersten drei Monaten des Jahres 2008 wurden auf den drei Inseln der Provinz, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote, noch 4.217 Immobilien verkauft. Dem gegenüber steht die traurige Zahl von 1.593 im aktuellen Jahr 2013. In der Nachbarprovinz Teneriffa sieht es nicht viel besser aus.

Die schlechte Wirtschaftslage betrifft jedoch nicht nur die Bestandsimmobilien, sondern auch den Bausektor. Vor fünf Jahren gingen zwischen Januar und März noch 754 Bauanträge bei den zuständigen Behörden ein. In diesem Jahr waren es im gleichen Zeitraum ganze 120.

Doch was bedeuten diese alarmierenden Zahlen nun für die Zukunft der Kanarischen Inseln? Hier sind die Experten, wie meistens in solchen Fragen, nicht einer Meinung. Während einige die Talsohle erreicht sehen und auf eine kurzfristige Erholung des Marktes setzen, geht die Mehrzahl derer, die mit Immobilien ihr Geld verdienen davon aus, dass die Preise im Laufe dieses Jahres noch weiter leicht fallen werden. Allerdings erwarten auch diese Skeptiker, dass sich die Abwärtsspirale im Jahr 2014 nicht noch weiter fortsetzt und ab 2015 wieder mit steigenden Preisen gerechnet werden kann.

Vernünftige Finanzierungsmodelle sind Fehlanzeige

Voraussetzung für eine Erholung der Immobilienbranche ist jedoch, dass sich die Banken ihrer Verantwortung bewusst werden. Nachdem sie die Kredite in der Vergangenheit wie Ramschware unter wenig zahlungskräftige Kunden gebracht haben, sind sie jetzt derartig zurückhaltend mit der Bewilligung von Darlehen und Hypotheken, dass dadurch die wirtschaftliche Entwicklung nicht nur im Bau- und Immobiliensektor negativ beeinflusst wird. Das Fehlen von vernünftigen Finanzierungsmöglichkeiten ist nach Ansicht der Vertreter der Immobilienverbände das größte Hindernis bei der Erholung der Wirtschaft.

Wer sich also mit dem Gedanken trägt, eine Immobilie auf den Kanarischen Inseln zu erwerben, sollte den Markt in der nächsten Zeit genau beobachten. Sehr viel günstiger als in diesem Jahr wird man wohl nicht mehr an ein neues Heim unter der Sonne kommen. Wer jedoch auf den schnellen Profit aus ist, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Auch wenn die Preise sicherlich wieder ansteigen werden, eine Rallye wie es sie in den Jahren des Booms gegeben hat, wird wohl so schnell nicht mehr stattfinden. Und genau das ist auch gut so. Wohin überhitzte Immobilienmärkte führen, erleben die Spanier zur Zeit tagtäglich schmerzlich am eigenen Portemonnaie.