Kanarische Jugendliche wegen Arbeitslosigkeit zunehmend frustriert

Die Kanarischen Inseln halten einen traurigen Rekord. Nirgendwo in Europa ist die Jugendarbeitslosigkeit so hoch wie auf dem Archipel vor der Westküste Afrikas. Seit dem Ausbruch der Krise, die nun schon fast 6 Jahre anhält, sind auf den Kanaren mehr als 66.000 Arbeitsplätze für junge Erwachsene unter 25 Jahren verloren gegangen. Eine Zahl, die auch im Vergleich mit anderen Regionen Spaniens einen absoluten Spitzenwert darstellt und 8 Prozentpunkte über dem nationalen Durchschnitt liegt. Besorgnis erregend ist in diesem Kontext, dass sich die Lage mit rasanter Geschwindigkeit verschlechtert und die Zahl der offenen Stellen für junge Arbeitnehmer im letzten Jahr noch einmal drastisch zurückgegangen ist.

Wenn, wie auf den 7 Inseln, mehr als 70 % der Jugendlichen ohne Beschäftigung und auch die Aussichten auf Besserung in der Zukunft mehr als dürftig sind, ist es wenig verwunderlich, dass die jungen Menschen zunehmend frustriert sind. Eine ganze Generation droht gerade in Perspektivlosigkeit und permanenter Frustration zu versinken. Die Probleme, die daraus entstehen, werden das Land auch dann noch stark belasten, wenn sich die Beschäftigungssituation einmal bessern sollte. Wenn ganze Jahrgänge den Einstieg in ein geregeltes Arbeitsleben verpassen, wird sich dies in der Zukunft bitter rächen, da es besonders schwierig ist, Menschen, die derart desillusioniert sind, in den Arbeitsmarkt einzugliedern.

Schon jetzt tauchen über 44.000 Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren in den Statistiken der Arbeitsämter in den Provinzen Las Palmas und Teneriffa gar nicht mehr auf, weil sie keinen Sinn darin sehen, sich dort als arbeitssuchend registrieren zu lassen. Das Fehlen jeglicher Perspektive für ein Leben, das eigentlich jetzt beginnen sollte, führt dazu, dass sich immer mehr der jungen Menschen von den offiziellen Stellen abwenden und nach Alternativen für ihre Entwicklung suchen, die nicht immer mit den herrschenden Regeln und Gesetzen in Einklang zu bringen sind.

Gerade einmal 26.700 Jugendliche unter 25 haben auf den Kanaren einen Arbeitsplatz. Wie erschreckend gering diese Zahl ist, wird deutlich, wenn man die Zahl derer aus dieser Gruppe betrachtet, die keine Arbeit haben. Sie beträgt 92.900. Der Ernst der Lage und der Zustand der jungen Generation ist besonders daran zu erkennen, dass sich nur noch etwas mehr als 22.000 der Jugendlichen bei den Arbeitsämtern als suchend gemeldet haben, über 70.000 haben danach bereits das Handtuch geworfen und suchen Perspektive auf anderen Wegen.

Viele Jugendliche suchen ihr Glück im Ausland

Im günstigsten Fall gehen die jungen Menschen wieder zur Schule oder zur Universität, um ihre kaum vorhandenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, eine Möglichkeit, die sich jedoch nicht unendlich ausdehnen lässt, da mehr als fraglich ist, ob ihnen danach der Einstieg in ein Beschäftigungsverhältnis gelingen wird. Aber immerhin nutzen sie so die Zeit der Arbeitslosigkeit, um sich fortzubilden und ihren Horizont zu erweitern. Auf ganz andere Art und Weise erweitert eine andere Gruppe ihren Horizont. Sie wandert aus und sucht ihr Glück in anderen Ländern. Dabei steht nicht nur Deutschland ganz oben auf der Liste der Länder, in denen man sich eine Perspektive erhofft, sondern auch die klassischen Auswanderungsländer der Vergangenheit in Südamerika. Auf Grund der nicht vorhandenen Sprachproblematik halten viele der jungen Leute es für eine attraktive Alternative, sich in den zwar wachsenden aber dennoch Problem behafteten Volkswirtschaften der neuen Welt umzusehen.

Alles scheint ihnen besser, als frustriert in der Heimat auszuharren. Eine weitere Gruppe findet ab und zu einen Aushilfsjob in der Schattenwirtschaft, die in den Krisenländern einen immer größeren Raum einnimmt. Von da ist es nur noch ein relativ kleiner Schritt, um in der Kriminalität zu landen. Die zunehmenden Wohnungseinbrüche sind nur ein Indiz für eine Entwicklung, die in Zukunft noch für extreme Probleme sorgen wird, wenn nicht endlich wirksame Gegenmaßnahmen getroffen werden. Eine Volkswirtschaft, die jetzt ihre fähigsten und mutigsten Mitglieder an das Ausland verliert und in einigen Jahren mit den Folgeschäden einer desillusionierten Generation zu kämpfen haben wird, ist nicht in der Lage, die gewaltigen Herausforderungen zu bewältigen, die für eine Konsolidierung der Wirtschaft gemeistert werden müssen.