An der Nordseeküste…

„… am plattdeutschen Strand
sind die Fische im Wasser und selten an Land.“

Immer wieder hört man, dass es an der Nordsee stürmisch ist, es ständig regnet und die Wolkendecken nicht abreißen. Doch in Norddeutschland (in diesem Fall Schleswig-Holstein) zu leben hat schon was. Klar, man wird häufiger nass und den richtigen „Sommer“ muss man schon genau abpassen. Aber dafür freut man sich über die Sonnenstrahlen und den wolkenlosen, blauen Himmel umso mehr, wenn sie denn auftauchen. Und natürlich hat man den Vorteil, schnell am Wasser zu sein, wenn man möchte.

Die Nordsee – gefährlich, aber auch wunderschön

Gerade in Bezug auf Hochwasser und Überschwemmungen sollte man die Nordsee als Naturgewalt aber durchaus ernst nehmen – das hat uns kürzlich auch Sturmtief Sabine wieder vor Augen geführt. Wer schon einmal betroffen war, der weiß das. Und doch ist es schwer, die Nordsee dafür zu hassen; vielerorts bleibt man sogar äußerst gelassen, wenn der ‚Blanke Hans‘ mal wieder wütet. Letztendlich handelt es sich dabei um Naturkräfte, die wir so einfach nicht verhindern können. Stattdessen müssen wir versuchen, das Beste draus zu machen, uns vorzubereiten und vor allem die schönen Aspekte zu sehen.

Einen Sturm an der Küste zu beobachten hat nämlich einen ganz besonderen Reiz. Wenn die Wildheit des Meeres sich in seiner reinsten Form zeigt und man das Gefühl hat, als Mensch nur ein winziges kleines Staubkorn zu sein. Natürlich sollte man immer auf die aktuellen Wetterwarnungen hören, aber solange es möglich ist und nicht davon abgeraten wird, lohnt es sich auf jeden Fall, einen Blick auf die tobende See und die Wellen zu werfen, wenn sie auf das Festland treffen. Eingepackt in Regenjacke und Gummistiefel natürlich. Und auch nur dann, wenn die Straßen nicht komplett überflutet sind und man gefahrlos auch wieder weg kommt.

Die schöne Seite der Nordsee: Büsums Hauptstrandpromenade bei Ebbe

Watt is‘ los!?

Aber auch das Wattenmeer selbst, Weltnaturerbe, ist nicht ganz ohne. Wer sich ohne Begleitung und am besten noch völlig ahnungslos zu weit aufs Watt hinausbegibt, der verpasst möglicherweise den richtigen Moment zur Rückkehr und wird vom zurückkehrenden Wasser und durch tiefe Priele abgeschnittene Wege überrascht. Ganz zu schweigen von den Strömungen, wenn man versucht, diese Priele schwimmend zu überwinden. Nicht selten finden Rettungseinsätze statt, weil man entweder sich selbst überschätzt oder aber die Naturgewalt unterschätzt hat. Denn so schnell, wie das Wasser zurück ist, kann man manchmal gar nicht gucken. Klingt übertrieben, ist aber tatsächlich so. Ist man zum ersten mal da, sollte man sich also vielleicht lieber einer der vielen Wattwanderungsgruppen anschließen, in denen man nicht nur das Watt durchwandert, sondern auch noch interessante und wichtige Informationen erhält.

Was hat die Nordseeregion noch zu bieten?

Nicht nur das (schleswig-holsteinische) Meer selbst ist ein Hingucker. Gerade die Küstenorte wie Büsum, St. Peter-Ording und auch Husum bieten mit ihrem norddeutschen Baustil ein einzigartiges Flair. Hier oben herrschen Ruhe und Entschleunigung, jegliche Hektik geht in den Weiten der flachen Lanschaft verloren. Und wenn man es doch etwas städtischer möchte, kommt man relativ schnell nach Flensburg oder Kiel – oder sogar nach Hamburg. Interessant ist auch die Nähe zu Dänemark. Besonders in und um Flensburg wird viel hin und her gependelt und die Dänen sowie ihre Sprache sind hier oben allgegenwärtig.

Der Germaniahafen in Kiel zur Kieler Woche

Und was noch?

Neben einem leckeren Fischbrötchen am Strand (Vorsicht vor den Möwen!) oder einer ausgiebigen Runde Wassersport, bietet sich für Wanderbegeisterte ein ausgedehntes Netz an Wanderwegen an. Beliebt sind außerdem Spaziergänge am Nord-Ostsee-Kanal, der, wie der Name bereits vermuten lässt, Nord- und Ostsee miteinander verbindet.

Die Seehundstation in Friedrichskoog (Achtung: Umbauarbeiten ab Anfang 2020) ist ebenfalls einen Besuch wert. Hier werden junge Heuler aufgezogen und nach ihrer Aufpäppelung möglichst wieder ausgewildert. Die Tierpfleger dort kümmern sich rührend um die Tiere.

In Tönning befindet sich zudem das Multimar Wattforum. Hier gibt es unglaublich viel zum Thema ‚Weltnaturerbe Wattenmeer‘ zu entdecken und die kleinen Besucher werden zum Mitmachen animiert. Nebenbei erfüllt es einen wichtigen Bildungsauftrag, indem es diverse Touren und Erlebnistage für Schulklassen und andere Gruppen anbietet.

Wattenmeer

Nordseeinseln

Was wir auf keinen Fall vergessen dürfen, sind die Nordseeinseln. Hier eine kleine Übersicht (auch wieder nur der schleswig-holsteinische Teil):

Auf Amrum besteht vom Norden bis zum Süden die gesamte westliche Seite aus einem Sandstrand und weitläufigen Dünen. Sehenswert sind hier außerdem die typischen Reetdach-Friesenhäuser sowie das Amrumer Museum über die Inselgeschichte. Bei Ebbe ist es von Amrum aus außerdem sogar möglich, zu Fuß bis nach Föhr zu laufen.

Föhr ist ein gutes Stück größer als Amrum. Im Süden zum Westen hin gibt es einen Sandstrand, im Norden bis zum Osten befindet sich die Schutzzone des Nationalparks. Neben der bekannten Stadt Wyk und dem Friesenmuseum können sich Mühlenfans gleich mehrere Exemplare davon ansehen.

Die Insel Pellworm liegt am südlichsten und ist vollständig durch einen Deich geschützt. Sie ist durch und durch grün, was verschiedenen Vogelarten und Pflanzen sehr zugutekommt. Sehenswert ist hier das Rungholtmuseum über untergegangene Siedlungen sowie das Schifffahrtsmuseum am Hafen.

Und nicht zu vergessen Sylt! Wahrscheinlich kennt fast jeder das berühmte Lied über Westerland, aber natürlich hat die Insel noch mehr zu bieten als die bunte Stadt. Keitum beispielsweise mit dem Sylter Heimatmuseum und dem Friesischen Haus. Oder List im Norden mit einer beeindruckenden Nordsee-Kulisse. In Kampen treffen sich die Reichen und Schönen und manchmal erspäht man sogar den ein oder anderen Promi. Und in Hörnum befindet sich das Infozentrum Nationalpark Wattenmeer, das Exkursionen in die Dünen und Strandwanderungen anbietet. Wer einfach ans Wasser will, dem bietet sich im Osten von Sylt die vertraute Kulisse des Wattenmeeres und im Westen findet er weitläufige Sandstrände für jeden Urlaubertyp.

Allen Inseln gemeinsam ist außerdem das traditionelle Biikebrennen, das mitunter das sonst stattfindende Osterfeuer ersetzt. Dabei werden beeindruckende Brennhaufen aufgetürmt, die meist aus alten Weihnachtsbäumen und -gestecken bestehen.

Zwar keine Inselstadt, aber trotzdem wunderschön: Friedrichstadt und sein Marktplatz

Eine kleine Besonderheit: Helgoland

… die vom Festland am weitesten entfernte Insel (knapp 50km gemessen von St. Peter-Ording). Früher war sie durch einen Damm mit der etwa 1,5km entfernten, dazugehörigen Düne verbunden. Dieser Damm brach jedoch bei der Neujahrsflut 1721, sodass sie nun nur noch mit dem Boot zu erreichen ist. Helgoland selbst erreicht man mit der Fähre von Büsum, Cuxhaven, Bremerhaven und Hamburg aus innerhalb von etwa 2,5 bis 3 Stunden.

Auf der roten Insel (Buntsandstein) sind weder Autos noch Fahrräder erlaubt und eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten ist die ‚Lange Anna‘, Brandungspfeiler und Wahrzeichen, das früher noch durch einen Felsbogen mit der Hauptinsel verbunden war, bis dieser einstürzte. Aber auch generell ist der Anblick der Klippen bereits atemberaubend. Wer hierher kommt, der sucht nicht das aufregende Erlebnis, sondern ein paar entspannte Stunden an der frischen Nordseeluft.