Rundtour über Monte del Agua und zu den Cuevas Negras

Heute wandern wir im nordöstlichen Teno Gebirge auf einem Rundweg, der uns dann von dem kleinen Gebirgsort Erjos rund um den Monte del Aqua aus der Höhe an die Nordküste nach Los Silos bringt. Der zweite Teil der Wanderung führt uns dann auf steilen von üppiger Vegetation umgebenden Pfaden über die Cuevas Negras hoch nach Erjos zurück.

Wildromantische Tour im nördlichen Teno Gebirge

Ausgangspunkt unserer Wanderung ist dort der kleine Ort Erjos, der an der TF- 82 zwischen Ruigómez und Santiago del Teide liegt. Da wir hier auf 1050 Höhenmeter starten und uns im nördlichen Teil der Insel bewegen, kann es schon mal ein bisschen kühl und windig sein, so dass warme Anziehsachen nicht vergessen werden sollten.

Erjos selber ist ein kleiner Ort, der vor langer Zeit im nördlichen Tenogebirge auf der Höhe am Straßenrand entstanden ist. Ursprünglich verlief damals über Erjos ein königlicher Weg (Camino Real) von Icod de los Vinos nach Santiago del Teide. Damals führte der Weg durch unendlich große Waldflächen. Nach und nach wurde der Wald dann gerodet und es entstanden entlang des Weges Häuser und landwirtschaftliche Anbauflächen. Die ersten Siedler suchten sich dort Orte aus, in deren Umgebung Wasser und fruchtbarer Boden zu finden waren. So wurde nach und nach der Wald zugunsten von Anbauflächen zurück gedrängt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird auf Teneriffa versucht, die stark beeinträchtigten Wälder wieder aufzuforsten. Dafür, dass es auch heute noch wunderschöne große Wälder mit einer großen Artenvielfalt gibt, ist die Gegend um Monte del Agua ein gutes Beispiel.

Wanderung von Erjos zu den Wäldern um Monte del Agua

Erjos mit Teide

Erjos mit Teide

Der erste Teil unserer Tour führt uns von dem Ort Erjos zum Monte del Agua. Dieser Abschnitt ist nur knappe zwei Kilometer lang, gut ausgezeichnet und an interessanten Stellen und Aussichtspunkten mit Nummern markiert. Je nachdem wo wir starten möchten, geht es am Ortsende von Erjos (Richtung Santiago del Teide) gegenüber der Touristeninformation auf dem Feldweg oder alternativ in der Ortsmitte los. Schnell lassen wir die bunten Häuser des Ortes hinten denen sich in der Ferne der mächtige Teide erhebt, hinter uns.

Wir folgen der Ausschilderung zum Monte del Agua Richtung Portales auf dem Wanderweg TF-52/TF-54. Bereits nach kurzer Zeit gelangen wir in den „Nebel-„ Lorbeerwald des Monte del Agua, der heute nur noch ein kleiner Teil des früheren großen „Urwaldes“ ist. Die Bäume, deren Äste sich hoch über uns verflechten und wenig Sonnenlicht durchlassen, besitzen die Fähigkeit, die von den Passatwinden heran gewehte Feuchtigkeit einzufangen und in Regen zu verwandeln. Das rettete sie vor dem Kahlschlag.

Bei der Neuaufforstung sind zu den vielen heimischen Baumarten, die wir auf dieser Wanderung um den Monte del Agua bewundern können und die nur auf den atlantischen Inselgruppen (Makaronesien) zu finden sind, insbesondere die Pinie und der Eukalyptus hinzugekommen. So ist diese Walddurchquerung heute für Botaniker ein Erlebnis der wirklich besonderen Art. Die Lorbeerstämme sind, wie übrigens alle Bäume um uns herum, mit dichten grünen Moosen und Flechten überzogen. Der grüne Bewuchs macht auch vor den Steinen und Felsen nicht halt. So wandern wir durch eine von grünen Farben dominierte Landschaft.

Vom Monte del Agua bergab nach Los Silos

Pfad durch Monte del Agua

Pfad durch Monte del Agua

Wenn wir ungefähr 6,5 Kilometer von Erjos aus gewandert sind, läuft der breite Wanderweg TF-52 weiter geradeaus in Richtung Las Portelas. Wir gehen jedoch auf dem schmalen Pfad, der mehr und mehr steil hinab führt, auf dem Wanderweg TF-54 Richtung Los Silos. Nach rechts bieten sich uns fantastische Ausblicke in den Barranco de los Cochinos. Es geht abwechselnd durch Wald und dann wieder nah am Abgrund entlang. Doch immer ist ein gut ausgezeichneter und ausreichend breiter Weg vorhanden. Nach einiger Zeit wird der Blick auf die Nordküste frei. In der Ferne sehen wir das Meer und wenig später auch den Ort Los Silos (noch) weit unter uns liegen.

Rechts von uns tauchen nach einiger Zeit mehrere Ruinenhäuser, die Casas Las Moradas vor uns auf. Hinter jeder Biegung genießen wir eine neue fantastische Aussicht auf die schroff abfallenden Felsen des Barrancos und die um uns herum liegenden Höhenzüge. Wir wandern weiter Richtung Küste und haben das Meer vor uns immer im Blick. Die Wege sind nun streckenweise mit großen Feldsteinen gepflastert. Alte abdeckte Wasserkanäle und neue Wasserrohre liegen überall entlang des Wegrandes, während wir uns dem Ort Los Silos nähern.

Zum Ende des Weges geht es schließlich in weiten Serpentinen steil hinab ins Tal. Der Ort Los Silos liegt nun zum Greifen nahe vor uns. Nach kurzer Zeit nähern wir uns über einigen Brücken und unter Wasserleitungen hindurch den ersten Häusern des Ortes. Der Weg wird breiter und geht in einen Fahrweg über. Ungefähr 11 Kilometer von unserem Ausgangsort Erjos entfernt, stoßen wir auf eine Straße in Los Silos, die uns links herum in die Mitte des Ortes führt. Nun sind wir von 1070 Höhenmetern, die wir am höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht haben, auf 60 Höhenmeter heruntergewandert. Keine schlechte Leistung.

Wer für heute genug gegangen ist, kann von Los Silos mit dem Bus zurückfahren. Wer hingegen noch weiter gehen mag, kann zunächst in einem der kleinen Bars und Restaurants im Ort eine erholsame Rast einlegen.

Von Los Silos zu den Cuevas Negras

Drachenbaum

Drachenbaum

Zurück geht es auf der anderen Seite von Los Silos über den Barranco de Cuevas Negras. Dieser Weg kann selbstverständlich auch als eigene Tour in beide Richtungen begangen werden. Doch wer die Kondition dazu hat, kann die Wanderung zusammen mit dem ersten Teil als große Rundwanderung genießen. Ich empfehle die Tour in diese Richtung zu gehen, da dann die Tour bergan kürzer ist. Nicht verschwiegen werden darf, dass die Runde aufwärts über Cuevas Negras allerdings auch wesentlich anstrengender als in die andere Richtung ist. Dieser zweite Teil unserer Wanderung verläuft über den alten Königsweg (Camino Real), der einst Garachicco und Puerto de Santiago miteinander verbunden hat.

An der Stelle, an der wir von Erjos aus an der Straße (Calle Susana) in Los Silos angekommen sind, geht es nun rechts herum. Nach Erjos zurück sind es von hier etwas mehr als 5 Kilometer. Wir folgen der Straße 5 Minuten. Dann geht es über einen Holzsteg und auf der rechten Seite an einem Bach entlang weiter. Wir befinden uns auf dem gelb weiß ausgezeichneten Wanderweg TF-53. Von hier sind es zu den gut ausgeschilderten Cuevas Negras 1,7 Kilometer. Es geht zunächst auf einem Fahrweg mit geringer Steigung bergauf. Doch bereits nach kurzer Zeit geht dieser Weg in einen mit Feldsteinen gepflasterten steilen Pfad über, der uns auf vielen Serpentinen schnell in die Höhe über Los Silos bringt. Rechts und links des Weges stehen viele verschiedene Blumen, Gewächse und sogar wilde Drachenbäume, die sich in ihren satten Grünfarben kontrastreich vor dem dunklen Fels abheben.

Das verlassene Dorf

Kreuzung TF-52/TF-54

Kreuzung TF-52/TF-54

Nach 1,5 Kilometer umrunden wir einen großen schwarzen Felsen mit vielen Höhlen. Wir finden am Wegesrand einen weißen Stein mit roter Beschriftung „ Nr. 6“.

Ab hier sehen wir rechts und links des Weges in den Hängen viele schwarze Felshöhlen, die dem Weg seinen Namen gaben. In ihnen wohnten bereits die Ureinwohner, die Guanchen. Jahre später entstand an dem Weg ein Dorf, das gleichfalls den Namen Cuevas Negras trägt. Hier lebten zunächst Bauern. Nach und nach entstand eine ganze Ansiedlung mit einem Laden und einer Schule. Das Ortszentrum befand sich an der Stelle, an der rechts am Weg ein sehr alter Baum steht. Es handelt sich um einen Barbuzano (Apollonias barbujana).

Vor vielen Jahren wurde das Dorf von seinen Einwohnern verlassen. In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts kamen einige Hippies, um in den leeren Häusern und den Höhlen zu leben.

In dieser Gegend um den beeindruckenden alten Baum finden wir rechts und links des Weges auch heute noch die verlassenen Ruinen von Cuevas Negras. Fast jedes Haus hatte einen eigenen Dreschplatz. Wir finden zumeist von wilder Natur überwucherte Feldsteine, die stummes Zeugnis von der ehemaligen Tätigkeit der Dorfbewohner als Farmer und Viehhirten ablegen.

Durch Gespensterwald und über Wasserleitungen zurück nach Erjos

Pfad nach Tierra del Trigo

Pfad nach Tierra del Trigo

Kurze Zeit nach dem markanten Baum gelangen wir an eine gut ausgeschilderte Weggabelung, von der aus der Weg Richtung Tierra del Trigo nach links hoch in das Gebirge abzweigt. Hier besteht die Möglichkeit zu einem Abstecher auf dem Wanderweg TF-53.1.

Der Weg führt in ca. einer dreiviertel Stunde hoch zu dem Gebirgsort, der über eine Straßenanbindung verfügt. Zu gehen sind 2,2 Kilometer und dabei ungefähr 400 Höhenmeter zu überwinden. Der zwischen grüner Vegetation in Serpentinen am Berghang hoch laufende Pfad, gibt wunderschöne Ausblicke auf die Höhlen, die Ruinen und die gesamte Nordküste frei. Er führt an verlassenen Häusern und wilden Drachenbäumen vorbei. Doch für diesen Umweg sind insgesamt mindestens 1,5 Zeitstunden einzuplanen.

So halten wir uns neben den Häusern von Cuevas Negras weiter gerade aus Richtung Erjos auf dem Wanderweg TF-53. Dabei gewinnen wir auf dem schmalen Pfad, der nun verstärkt durch belaubten Wald führt, mehr und mehr an Höhe. Auf der linken Seite gehen wir nach einiger Zeit an einem höhergelegenen Haus des Dorfes Cuevas Negras vorbei. Dieses Haus ist im Moment das einzig bewohnte in dem ansonsten seit Jahren verlassenen Dorf.

Der Weg durch den Laubwald

Wir steigen weiter auf schmalen Wegen durch den Laubwald, teilweise sehr steil, bergan. Rechts und links des Weges begleiten uns die alten Wasserkanäle, die von der üppigen Vegetation teilweise überwuchert oder manchmal überhaupt nicht mehr zu erkennen sind. Vom Barrancogrund hören wir Wasser rauschen. Doch der Wald ist zu dicht bewachsen als dass wir hier etwas sehen können. Häufig kann es in der Höhe auch kühl und nebelig werden. Dann ist fast die Hand vor den Augen nicht mehr zu sehen und die Gegend erinnert eher an einen Gespensterwald. Wie anders und schön sieht es hingegen an den sonnigen Tagen in diesem grünen Biotop aus.

Kurz vor Erjos verlassen wir den Wald und wandern auf breiteren Feldwegen weiter. Wir passieren Felder, Gärten und sodann auch die ersten Häuser von Erjos. Durch die Häuser und Gärten hindurch geht es zum Ende der Wanderung auf einem angelegten und gepflasterten Weg hinauf zur ersten Straße von Erjos. Von dort ist es auch nicht mehr weit zur Kirche und zu den Parkplätzen. Eine große abwechslungsreiche Wanderrunde ist geschafft.

Informationen:

Höhenunterschied: ungefähr 1000 Meter vom Ausgangspunkt dem kleinen Ort Erjos hinunter nach Los Silos. Doch durch Ab- und Aufstiege sind auf der gesamten Tour insgesamt mehr als 2400 Höhenmeter zu bewältigen.

Anforderung: Es handelt sich um eine mittelschwere, doch mit ihren fast 17 Kilometern auch bereits etwas längere Tour. Ich möchte sie wegen der Länge, die eine gute Kondition erfordert und den vielen Höhenmetern, die im Ab- und Aufstieg zu überwinden sind, als anspruchsvoll bezeichnen. Die Wanderroute verläuft zumeist über sehr gut ausgezeichnete Wanderwege. Es geht nur für kurze Zeiträume an Abgründen oder auf schmalen Wegen entlang. Dafür wandern wir häufig durch Wald. Im zweiten Teil geht es teilweise auf engen und teilweise gepflasterten Wegen sehr steil bergauf.

Nebelwald

Nebelwald

Startpunkt: Der Pkw kann im Ort Erjos abgestellt werden. Unmittelbar vor der Touristeninformation am Ortsausgang befinden sich gute Parkmöglichkeiten. Wer nicht mit dem Wagen anreisen möchte, kann mit dem Buslinien 360 und 392 von Icod de los Vinos Richtung Santiago del Teide anreisen. Aus Richtung Santiago del Teide ist eine Anreise mit den Buslinien 325 und 460 möglich.

Wer nur den halben Weg machen möchte oder die Tour teilen möchte, der kann auch mit dem eigenen Fahrzeug oder mit dem Bus Los Silos fahren. Los Silos ist mit dem Bus über Icod de los Vinos mit den Buslinien 107 und 363 zu erreichen.

Zeit: reine Wanderzeit 6 bis 7 Stunden.

Hinweise: Da die Wanderung auf 1050 Höhenmeter beginnt und endet kann es schon mal etwas kühler werden, so dass etwas Warmes zum Anziehen und auch eine Regenjacke mitgenommen werden sollte. Bei schlechtem Wetter, wie bei Sturm, Regen und Nässe lohnt sich die Wanderung nicht, da dann neben der Kälte wegen des Nebels auch keine Aussicht da ist.

Wem die Tour zu lang ist, kann sie sehr gut teilen und in einer Wanderung von Erjos nach Los Silos oder umgekehrt gehen. Hier kann sich jeder individuell für eine Hoch- oder Herunterwanderung entscheiden. Dann ist allerdings keine Rundtour möglich und er ist auf Busverbindungen oder Taxen angewiesen.

Die Tour lässt sich auch mit anderen Wandertouren rund um den Ort Erjos gut kombinieren. Wer keine so gewaltigen Höhenmeter überwinden möchte, der kann sich zum Beispiel von Erjos aus nach Durchquerung des Monte del Agua anstatt auf dem Wanderweg TF-54 weiter auf dem Wanderweg TF-52 Richtung Las Portelas halten. Dort bestehen je nach Lust und Kondition weitere Kombinationsmöglichkeiten mit den Wanderwegen TF-56, TF-59 und TF-51.

Auch gibt es dort die Möglichkeit vom Wanderweg TF-53 aus, einen Abstecher über den Wanderweg TF-53.1 hoch nach Tierra del Trigo zu machen. Dafür sind mindestens 1,5 Zeitstunden einzuplanen. Eine herrliche Aussicht ist garantiert.

Artikel von Dagmar von Siebeninseln

3 thoughts on “Rundtour über Monte del Agua und zu den Cuevas Negras

  1. Hallo Leonie,
    wir wollen Ende September/Anfang Oktober Teneriffa auf dem GR 131 von Santa Cruz nach Los Cristianos mit dem Rucksack durchqueren. Leider finden wir keine Infos zu Gehzeiten und gutem Kartenmaterial auf der Strecke von La Esperanza nach Aguamansa. Bei unserer Vorbereitung sind wir auf dich gestoßen.
    Vielleicht hast du ein paar Tipps zur Gehzeit, Wegbeschaffenheit und ob mit nützlichen Wegmarkierungen zu rechnen ist. Wir haben Gehzeit zwischen 6 und 10 h ermittelt.
    Es würde uns sehr freuen, wenn du uns mit Infos helfen würdest.
    Viele Grüße aus dem verregneten Bayern
    Susanne + Vincenz

  2. Hallo Susanne und Vincenz,

    sicher ein schönes und sehr interessantes Vorhaben das Ihr da auf der Ostseite der Insel vorhabt. Leider kann ich Euch da jedoch auch nicht weiterhelfen. Wir wandern hauptsächlich im Tenogebirge, im Norden, in der Inselmitte und im Süden. Auf der Ostseite der Insel habe ich nur vereinzelte Touren (stundenweise) gemacht, so dass ich die Tour von Santa Cruz nach Los Christianos selber nicht genau einschätzen kann. Habt Ihr bereits auf Google Earth nachgesehen? Dort sind viele Wandertouren mit sehr guten Hinweisen und Zeitangaben eingetragen. Liebe Grüße und viel Erfolg Leonie

  3. Angeregt durch die schöne Beschreibung haben wir diese Runde heute absolviert. Allerdings sind wir gleich zu Anfang statt dem offiziellen Weg zu folgen einem
    recht abenteuerlichen Pfad gefolgt, welcher uns dann später doch wieder auf den beschriebenen Weg geführt hat.
    Jedenfalls war das eine sehr schöne Wanderung und ich möchte mich herzlich für die Beschreibung bedanken.

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