Kanarischen Inseln: Zahl der Scheinselbstständigen im Tourismus stark angestiegen

Immer mehr Beschäftigte im Tourismus auf den Kanarischen Inseln arbeiten als sogenannte Autonomos. Als selbstständige Kleinunternehmer, die kein Anrecht auf bezahlten Urlaub oder andere Sozialleistungen haben.

Insgesamt sind derzeit mehr als 207.000 Menschen auf den Kanaren im Tourismus beschäftigt. Das sind 14,6 % mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2014. Mit dieser an sich erfreulichen Zahl ist jedoch eine Entwicklung verbunden, die recht bedenklich ist. Mehr als die Hälfte der neuen Arbeitsplätze hat man nämlich nicht mit angestellten Kräften besetzt, sondern mit Autonomos, die sich selbst um ihre soziale Absicherung kümmern müssen. Auch von freien Tagen die bezahlt sind, können die Autonomos nur träumen.

Lage auf dem Arbeitsmarkt wird ausgenutzt

Trotz der vorgeblichen Selbstständigkeit sind diese Arbeitnehmer jedoch in der Regel an die Weisungen ihrer Auftraggeber gebunden. Sie können kaum so unabhängig arbeiten, wie es für einen Unternehmer typisch wäre. Dieses Ausnutzen der schwierigen Lage auf dem Arbeitsmarkt ist im kanarischen Tourismus seit einiger Zeit immer häufiger anzutreffen. Die Scheinselbstständigkeit befreit die Arbeitgeber von jeglicher sozialer Verantwortung für die Arbeitnehmer, denen es kaum gelingt von der meist recht bescheidenen Entlohnung Rücklagen zu bilden, auf die sie im Falle von ausbleibenden Arbeitseinsätzen oder Krankheit zurückgreifen könnten.

Zu finden sind die Autonomos in nahezu allen Bereichen des Tourismus auf den Kanarischen Inseln. Ob im Hotel, im Reisebüro bei den Transportunternehmen oder bei den Autovermietungen, überall verabschieden sich auch große Konzerne aus ihrer Verantwortung und der Solidargemeinschaft der Gesellschaft. Es sind Entwicklungen wie diese, die die sozialen Ungerechtigkeiten nicht nur auf den Kanaren, sondern international verstärken. Da sollten sich die Vertreter der etablierten Parteien nicht wundern, wenn ihnen mit Podemos bei den kommenden Wahlen diese neue Kraft in Spanien ganz schön zu schaffen machen wird. Die Umfragen jedenfalls versprechen eine interessante und aufregende Abstimmung.