Wandern auf La Gomera

La Gomera, die zweitkleinste der kanarischen Inseln ist bei Wanderern besonders beliebt. Denn die Insel bietet für Wander- und Trekkingfreunde ein äußerst abwechslungsreiches und immer noch recht ursprüngliches  Wanderterritorium. Auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten einige Orte auf der Insel mit dem wachsenden Tourismus verändert haben, lädt die wilde ursprüngliche Landschaft mit den vielen einsamen Barrancos zu variantenreichen Wanderungen ein. Auf dem kleinen Eiland findet der Wanderer vom kargen trockenen Süden bis zu den feuchten Nebelwäldern in der Höhe eine Vielzahl von gut ausgeschilderten Wanderwegen vor. An besonders interessanten Stellen auf La Gomera sind neue große Hinweistafeln angebracht, die in mehreren Sprachen Informationen über Landschaft, Natur und Sehenswürdigkeiten enthalten.

auf dem Steig über der Kirche startet die Wanderung

auf dem Steig über der Kirche startet die Wanderung

Zudem halten sich die Anfahrtszeiten zu den Touren rund um die gesamte Insel wegen der „Größe“ La Gomeras und den großen neu angelegten Inselstraßen GM 1,2 und 3 in Grenzen. Auch an guten Park- und Aussichtsmöglichkeiten fehlt es an keiner dieser Straßen.

Ein großer Wanderweg führt in drei Etappen quer über die gesamte Insel. So ist La Gomera tatsächlich ein Wanderparadies, das vom kleinen Küstenspaziergang bis zur anspruchsvollen Klettertour für jeden Wanderer etwas zu bieten hat.

Heute möchte ich eine Wanderung im Nordosten der Insel in dem bei Wanderern ´besonders beliebten Gebiet um Vallehermoso vorstellen. In dieser Gegend finden wir eine besonders grüne und üppige Vegetation vor. Das bedeutet allerdings auch, dass es hier auf der Nordseite der Insel ab und zu regnen kann. So empfiehlt es sich, sich vor der Wanderung genau nach der Wetterlage zu erkundigen. Bei Sturm und Regen sollte die Wanderung wegen der Rutschgefahr auf den schmalen steilen Wegen besser unterlassen werden.

Unsere große Rundtour führt uns vom Ort Vallehermoso auf die Gipfelkette von Chijeré und dann hinunter ans Meer, von wo wir gemütlich in den Ort zurückkehren können.

Wir starten unsere Tour an der großen Plaza, die in der Ortsmitte von Vallehermoso liegt oder an der nur 5 Minuten von der Plaza entfernten Kirche San Juan Bautista. Von beiden Orten gelangen wir mühelos auf die leicht ansteigende Calle Mayor. An der Stelle, an der der Weg von der Kirche auf die Calle Mayor trifft, befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Treppe, die uns zwischen den Häusern hoch auf eine Straße führt. Oben angekommen halten wir uns rechts und wandern ca. 100 Meter auf der Straße entlang. Dann verlassen wir die Straße auf einem nach links abzweigenden Weg. Hier geht es der Ausschilderung nach zum Friedhof (cementerio). Vor der in rosa Farben angestrichenen Kapelle folgen wir nach rechts dem ausgeschilderten Wanderweg Nr. 4. Dieser führt uns um die Kapelle, auf einer Brücke über einen kleinen Barranco und dann auf einem schmalen steil ansteigenden Pfad vorbei an einigen Häusern den Hang hinauf.

Wandern durch den "grünen" Barranco

Wandern durch den „grünen“ Barranco

Hinter den Häusern sind wir auch schon aus dem Ort heraus und befinden uns auf einem gemütlichen Wanderweg im Barranco de la Era Nueva, der zunächst nur langsam ansteigt. Der Weg verläuft durch grüne Wiesen, Wälder und ist von Zeit zu Zeit auch ein wenig durch Büsche überwuchert. Wir wandern vorbei an einem verlassenen Steinhaus, auf das wir ungefähr 30 Minuten hinter dem Ort treffen. Dann führt der Weg über einen alten Dreschplatz und steigt langsam ein wenig mehr an. Ungefähr eine Stunde nach Beginn der Wandertour geht es auf dem Weg steiler bergan. Nun beginnt der anstrengendste Teil der Wanderung. In engen steilen Serpentinen wandern wir bergauf. Durch Büsche und Eukalyptusbäume geht es bis zum Bergkamm hinauf.

Bislang haben wir bereits weit über 500 Höhenmeter hinter uns gebracht und können ab jetzt fantastische Ausblicke auf das unter uns liegende Gebiet um Vallehermoso genießen. Es geht zunächst noch ein wenig leicht weiter auf dem Bergkamm aufwärts. Dann gehen wir in einen schattigen Gang an der Felswand entlang, der mit einem neuen Holzgeländer vor dem Abhang gesichert ist. Nach kurzer Zeit erreichen wir den höchsten Punkt unserer Wanderung, die Ermita de Santa Clara (735 Meter). Hier oben auf dem großen Platz auf dem Hochplateau liegt nicht nur die kleine aus dem 19. Jahrhundert stammende Kapelle, die dem Ort ihren Namen gibt. Neben den allerschönsten Ausblicken in allen Richtungen finden wir einen idealen Picknickgrund vor. Holztische und Bänke je nach Bedarf in Sonne oder Schatten bieten uns die schönsten Ausblicke auf den Atlantik, die Höhenzüge um Vallehermoso und die Nachbarinsel La Palma.

Ein Pfad führt von dem Plateau hinab in den kleinen Ort Arguamul. Eine Pistenstraße führt rechts an der Kapelle vorbei, um etwas später wieder mit dem Kammweg zusammen zutreffen. Wir folgen jedoch dem schmalen Pfad links der Kapelle auf der Kammhöhe, der in Richtung Chijeré ausgeschildert ist. Dieser kleine Weg führt unmittelbar am Abhang auf der Kammhöhe entlang und bietet uns herrliche Ausblicke. Unter uns an der Küste sehen wir den markanten Roque de los Órganos und vor uns taucht nach einiger Zeit die Nachbarinsel Teneriffa mit dem Teide auf.

auch Mountainbiker sind auf der Cumbre de Chijeré unterwegs

auch Mountainbiker sind auf der Cumbre de Chijeré unterwegs

Nach knapp einer halben Stunde kommen wir aus bewachsenem Gebiet hinaus und wandern über karge weiße, gelbe und ockerfarbene Felsen. Der Blick ist in alle Richtungen frei. Ab und zu begegnen uns hier oben sogar Gruppen von Mountainbikern, die über die Kammhöhe und die kargen Felsen radeln. Die Cumbre de Chijeré sind nicht nur für Wanderer, sondern auch für Radfahrer ein lohnenswertes Ziel.

Von nun an geht es leicht bergab und vor uns ist bereits die auf 635 Höhenmetern liegende nächste kleine Kapelle, die Ermita de Coromoto, zu sehen.

Rechts von der Kapelle verläuft ein kleiner Pfad zu einem nahe gelegenen Aussichtspunkt. Von dort können wir wunderbar auf das Gebiet um Vallehermoso schauen. Doch unser Wanderweg geht auf der linken Seite der Kapelle weiter. Nach kurzer Zeit zweigt auf der linken Seite ein Pfad nach Chijeré ab. Wir sehen den Ort am Hang liegen. Wer möchte, kann dorthin wandern, um ein wenig näher an den bekannten Roque de los Órganos heran zu kommen. Der Hauptweg führt uns jedoch weiter geradeaus.

Am Buenavista, einem Aussichtspunkt in 556 Höhenmetern, endet der breite Fahrweg mit dem auf der linken Seite eingezäunten Gelände. Auch hier auf der Hochfläche ein guter Picknickplatz mit eindrucksvollen Ausblicken auf die Steilküste, Teneriffa und das Gebiet um Vallehermoso. Vom Aussichtspunkt gehen wir 50 Meter bis zum Fuß des Hügels zurück, denn an dieser Stelle geht es nun in Richtung Strand bergab.

Es folgt der vielleicht neben dem Aufstieg anstrengendste Teil der Wanderung. Aus 550 Metern geht es auf sehr schmalen steilen und sandigen Serpentinenpfaden hinab zum Meer. Für den Abstieg, der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt, sollte man eine gute Stunde einkalkulieren. Auch ich bleibe immer wieder stehen, um den eindrucksvollen Blick auf die mächtigen Felsen der Steilküste vor mir zu genießen.

Zunächst führt der Pfad in südöstlicher Richtung einen Hang hinab, um dann auf einen Höhenzug zu wechseln, der uns weiter in südöstlicher Richtung den Hang hinab führt. Die letzten Meter geht es über große Steine, an Häusern vorbei und einige Treppen hinunter.

Wandern auf dem Kammweg derCumbre de Chijeré

Wandern auf dem Kammweg der Cumbre de Chijeré

Dann stehen wir auf der Straße im Barranco del Valle (TF-112), an der wir links zum Strand hinuntergehen können. Wer möchte kann am Strand eine Pause einlegen oder das nahe unmittelbar am Meer gelegene Castillo del Mar bewundern.

Für den letzten Teil der Wanderung können wir nun einfach der Straße im Barranco del Valle zurück folgen bis wir wieder auf der Plaza in Vallehermoso ankommen. Landschaftlich schöner ist der Weg zurück auf der linken Barrancoseite, der nach 10 Minuten nach Verlassen des Strandes links an einer Bushaltestelle abzweigt. Zunächst handelt es sich bei dem dunkelrot und weiß markierten Weg um eine Straße, die in einigen Windungen den Hang hinauf führt. Nach kurzer Zeit geht die Straße in einen Weg über, der am botanischen Garten und angelegten Terrassengärten vorbei Richtung Vallehermoso führt. Die ganze Zeit über genießen wir einen hübschen Blick auf Vallehermoso und den grünen Talgrund.

Kurz bevor wir wieder die Hauptstraße erreichen, stoßen wir nach einem Wasserreservoir auf einen Bachlauf, dem wir kurze Zeit folgen. Auf einer Brücke wechseln wir die Barrancoseite und gehen wenige Meter geradeaus. Dann geht es rechts auf einem kleinen Pfad hinauf in Richtung erster Häuser. Hier treffen wir auf einen Weg, der uns letztlich auf einer Treppe zurück auf die Hauptstraße bringt. Nun sind es nur noch wenige hundert Meter. Wir folgen an der Kreuzung der nach links verlaufenden Straße und erreichen nach kurzer Zeit den Ausgangspunkt unserer Wanderung, die Plaza von Vallehermoso.

Informationen:

Terrassenfelder bei Vallehermoso - Wanderweg am Barrancorand

Terrassenfelder bei Vallehermoso – Wanderweg am Barrancorand

Höhenunterschied: ungefähr 730 Meter von der Ermita de Santa Clara bis zur Playa Vallehermoso. Insgesamt sind bei der Tour mit Ab- und Aufstiegen ungefähr 1000 Höhenmeter zu überwinden.

Anforderung: Grundsätzlich ist die Wanderung als einfach zu bezeichnen. Doch für den Aufstieg zu Beginn der Tour und für die Gesamtdauer ist ein wenig Kondition erforderlich. Auch der Abstieg zum Strand ist recht steil und erfordert Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Die gesamte Wanderstrecke ist ca.  14 Kilometer lang und durch Schilder und Markierungen sehr gut ausgezeichnet, gut angelegt und nicht zu verfehlen.

Startpunkt: Ortsmitte von Vallehermoso an der Plaza oder an der Kirche. Anfahrt mit dem Pkw über die Küstenstraße GM-1(alt TF-711) von San Sebastian oder aus Richtung Valle Gran Rey auf der GM-1 (alt CV-6). Wer mit dem Bus von San Sebastian anreist nimmt die Linie 2. Auch die Linien 4 und 5 halten an der großen Plaza in der Ortsmitte.

Zeit: reine Wanderzeit ca. 5 Stunden

Hinweise: Die Tour nur bei gutem Wetter, nicht bei Regen oder Sturm machen, da die Pfade bei Nässe (insbesondere der schmale Abstiegspfad zum Strand) gefährlich rutschig werden könnten.