Ziegen auf Fuerteventura – Bonsaigärtner mit Jahrtausende langer Erfahrung

Japanische Gärtner sind die gemeinhin bekanntesten Meister der Kunst, Bäume auf Miniformat zu halten. Doch auch die Ziegen auf Fuerteventura müssen sich hinter ihren berühmten Kollegen keineswegs verstecken.

Fuerteventura war nicht immer so trocken und wüst, wie sich die Insel heute an vielen Stellen präsentiert. In längst vergangenen Zeiten gab es hier Wälder und eine vergleichsweise üppige Vegetation. Wer genau hinschaut kann immer noch Zeugen aus dieser Zeit entdecken. Tausend Jahre und mehr haben manche Pflanzen und Bäume in der Maxorata schon auf ihrer Rinde. Nur groß geworden sind sie trotz dieser langen Lebensdauer dann doch nicht. Daran tragen die heimlichen Herrscher Fuerteventuras Schuld: die Ziegen.

Der unermessliche Appetit der Hornträger treibt sie dazu so ziemlich alles was ihnen vor die Schnauze kommt anzuknabbern. Durch diesen anhaltenden Verbiss, sind die Bäume in ihrem Wuchs behindert. Sobald eine Pflanze neue Triebe entwickelt hat, ist auch schon wieder einer der zahlreichen Wiederkäuer zur Stelle, um das vorwitzige Austreiben zu beenden. So werden die Ziegen zu den fleißigsten Bonsaigärtnern von Fuerteventura. Einige Bäume haben sich von den Fressattacken der Vierbeiner jedoch nicht beeindrucken lassen und Jahrtausende überlebt, um heute mit einem anderen Feind kämpfen zu müssen: dem Klimawandel.

Bigtrees4life kämpft für mehr Schutz der Bäume

In Jandia ist der wahrscheinlich älteste Baum der Insel zu bestaunen. Seit mindestens zweitausend Jahren steht hier ein Olivenbaum, den die Ziegen der Region auf Miniformat halten.

César-Javier Palacios, der Direktor des Projekts Bigtrees4life, ist sich allerdings sicher, dass dieser Baum derzeit mehr unter der Veränderung der klimatischen Verhältnisse zu leiden hat, als unter den beständigen Angriffen der Ziegen.

In der Maxorata untersucht der Naturschützer die wenigen überlebenden Bäume, die allerdings umso interessantere Forschungsobjekte darstellen. Diese lebenden Fossilien haben dem Experten interessante und spannende Geschichten zu erzählen. In ihrem Jahrtausende währenden Dasein haben sie viel erlebt, das dem Baumversteher helfen kann, mehr darüber zu erfahren, wie die Inseln einst ausgesehen haben.

Für eine TV-Serie, die demnächst auf TVE zu sehen sein wird, haben die Mitarbeiter von Bigtrees4life zahlreiche Bäume in ganz Spanien besucht, die eine ganz besondere Geschichte haben. Leider stehen viele dieser einzigartigen Exemplare unter keinem besonderen Schutz und nicht wenige sind bereits unwiederbringlich verloren. Um dies zu ändern wollen die Naturschützer aufklären und darstellen welchen Wert die Bäume für die Artenvielfalt, aber auch für die Kultur eines Volkes haben. Auch als touristische Attraktionen haben diese beeindruckenden Zeugen der Geschichte eine nicht zu unterschätzende Bedeutung, die es herauszustellen gilt. Denn so könnte das öffentliche Interesse an diesem wichtigen Thema gesteigert werden.